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Zuerst mal schreib ich für mich. Wenn mir ein Buch gefällt, hoffe ich, anderen Menschen wird es genauso gehen. Für eine Doktorarbeit hat eine Frau in Großbritannien 500 zufällig ausgesuchte Leute im Internet interviewt. 60 Prozent waren Frauen, alle waren älter als 20 und hatten studiert. Das fand ich überraschend. Bevor ich vom Ergebnis gehört habe, hatte ich der Frau gesagt, dass ich nicht glaube, viele meiner Leser seien älter als 45, schon weil die Menschen, die das Internet nutzen, im allgemeinen recht jung sind. Aber ich hatte ihr auch gesagt, dass viele meiner Fans Frauen sind. Das weiß ich aus meiner Fanpost. Das überrascht viele Leute, weil sie meinen, Fantasy interessiert vor allem Männer.
Wenn ich mir die Diskussionen unter Fans anhöre, bin ich oft verwundert, welche Dinge und Geschichten die Leser alles in Ihre Bücher hinein interpretieren. Überrascht Sie das auch hin und wieder oder ist das beabsichtigt?
Viele Dinge bringe ich mit Absicht ins Buch und einige kommen hinein, ohne dass ich es mitbekomme. Und viele werden von den Fans entdeckt, obwohl ich sie gar nicht hineingetan habe.

Liest Ihre Frau ihre Bücher? Mag sie sie?
Oh ja, tut sie. Aber sie darf die Geschichten erst sehen, wenn sie fertig sind.
Was wir Ihr nächstes Buch sein?
Ich habe ein Kinderbuch geschrieben, das auf der Scheibenwelt spielt. Es heißt The Amazing Maurice. Maurice ist der Name des Helden. Er hat Nagetiere dressiert. Es geht um eine Katze und einen Haufen sehr intelligenter Mäuse und ein Kind, das Flöte spielen kann. Und sie erfinden diesen riesigen Schwindel. Sie ziehen von Kleinstadt zu Kleinstadt und tun so, als würden die Orte voller Ratten sein. Der Bürgermeister und die Ratsherren wollen die Ratten loswerden. Dann kommt der Junge, spielt die Flöte und die Tiere folgen ihm. Und später teilen sie sich das Geld, das der Junge von der Stadt bekommen hat. Doch eines Tages entdecken sie etwas sehr Böses in einem Rattentunnel unter der Stadt.
Ich dachte eigentlich, dass ich ein niedliches Buch für Kinder schreiben würde. Aber als sich die Geschichte entwickelte, merkte ich, dass sie plötzlich sehr ernst wird. Da waren eine Menge Tote und Verstümmelte, Ratten sind Kannibalen. Das Buch entwickelte sich ganz anders, als ich es geplant hatte und wurde sehr düster. Man merkt sofort, dass es ein Kinderbuch ist, wegen des vielen Blutes. Zu einem guten Märchen gehört eine Menge Blut,
wie bei den Brüdern Grimm.
Wie steht es mit einem Scheibenwelt-Film?
Mort ist ständig kurz davor, verfilmt zu werden. Ich glaube nicht, dass daraus in den nächsten 18 Monaten etwas wird. Es gibt andere interessante Entwicklungen. Alles sieht sehr vielversprechend aus. Aber wie das so mit Filmen ist, ich spreche nicht gern darüber, bevor die Tinte unter dem Vertrag trocken ist. Die Gespräche waren sehr positiv, aber noch ist nichts unterschrieben. Good Omens wird verfilmt, mit Terry Gilliam als Regisseur. Zuletzt habe ich gehört, dass die Dreharbeiten Ende des Jahres in England beginnen sollen.
Gefällt Ihnen die Vorstellung, dass Ihre Bücher verfilmt werden? Wer sie liest, hat doch eine eigene Vorstellung von der Geschichte. Beim Lesen entsteht quasi ein ganz eigener Film.
Das ist vollkommen richtig. Aber wir leben in einer Zeit der Hysterie. Immer wenn ein Reporter zehn Fragen zu einem Buch hat, ist eine, ob es davon auch einen Film geben wird. Inzwischen hab ich die Einstellung, wenn jemand kommt und eine nur halbwegs angemessene Herangehensweise hat, sage ich ja. Sehr oft melden sich Fans und sagen, was immer Sie machen, machen Sie bloß keinen Film. Ich war anfangs sehr streng und habe eine Menge Angebote abgelehnt, weil mir klar war, dass die Leute überhaupt keine Ahnung haben. Aber jetzt sag ich, wenn Leute meinen, mach bloß keinen Film, müssen sie die Filmrechte eben selbst kaufen. Dann können sie einen Film auch verhindern.
Es werden eine Menge Filme gedreht, warum sollte man nicht auch einen von der Scheibenwelt machen? Wenn Mort verfilmt wird, dann weil die Leute die richtigen Ideen dafür haben. Im Endeffekt geht es natürlich ums Geld.
Niemand schreibt mir vor, was ich tun soll oder was nicht. Ich bin so sorgfältig wie ich kann. Ich hatte viele Angebote. Ich hab immer nein gesagt, aber hat mich das weitergebracht? Hat es nicht. Aber weil ich so oft nein gesagt habe, denken die Fans, was ist das doch für ein guter Kerl. Ich möchte nicht, dass jemand meine Arbeit zuschande macht, aber irgendwann muss man die Arbeit aus der Hand geben, wenn ein Film daraus werden soll.
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